Die österreichische Bezeichnung defensio leitet sich vom lateinischen defendere, verteidigen ab. Innerhalb einer öffentlichen Diskussion verteidigt der angehende Master oder Doktor seine wissenschaftliche Arbeit.

Die mittelalterliche Scholastik entwickelte diese Form. Der sonst im deutschen Sprachraum verwendete Ausdruck disputatio verweist auf eine Zweikampf-Situation als Hintergrund.

 

Das heißt, hier spielt sich ein verbaler geistiger Wettkampf zwischen Gelehrten auf Augenhöhe statt. Zur Förderung eines besser abgesicherten Wissens werden die Argumentationen vor einem legitimierenden Publikum abgehalten. 

Die "Kontrahenten" innerhalb dieser öffentlichen Diskussion waren gleichberechtigt.

Praktisch herrscht gegenwärtig ein Ungleichgewicht: Das Gegenüber des Masteranwärters besteht aus mehreren Personen in Form einer Kommission.
Diese Kommission ("Prüfungs-"Senat) übernimmt die Funktion des Richters. Die Kommission übernimmt deshalb eine problematische Doppelrolle: Am Ende des Disputs verkündet sie ein Urteil.

 

Mithin ist die Defensio/Disputatio eine – im Grund inkompatible – Mischung zwischen gleichberechtigtem Streitgespräch und ungleichgewichtiger Prüfung.

 

 

 


Der angehende Akademiker kann auf eine selbstentwickelte 'Waffe' zurückgreifen: Die Masterarbeit oder Dissertation. Er kann aus dieser, über Monate und Jahre mühsam erstellten sehr spezifischen Forschungsarbeit ein fachliches Wissen schöpfen.

Dieses Detailwissen hat sein Gegenüber, die Prüfungskommission, oft nicht in dieser Detailtiefe.

Der exakte Ablauf einer Defensio ist von Fach zu Fach und von Uni zu Uni unterschiedlich. Es gibt jedoch Gemeinsamkeiten.  Bewertet wird

  • die Präsentationsqualität. Kandidatinnen zeigen die Grundlagen, Annahmen, eventuelle Hypothesen, sowie die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen.

    Ein Schwerpunkt wird auf Begründung und Verständnis der angewendeten Methoden gelegt. In der folgenden öffentlichen Diskussion wird

  • beurteilt, in welchem Ausmaß die Kandidatin einen Überblick über die Disziplin und damit verbundene Fachgebiete hat.

    Sie sollte im Wesentlichen in der Lage sein, Fragen fachlich und methodisch adäquat zu beantworten. Je nach Vorgabe wird im Verlauf der Diskussion von den Mitgliedern der Kommission

  • Fragen aus dem thematischen Umfeld der Master- oder Diplomarbeit und den angrenzenden Wissensgebieten des jeweiligen Masterstudiums gestellt.



Ohne dass es den Damen und Herren der Kommission bewusst ist, zählen die jeweilige Vorgeschichte (!) der Kandidatin, die Form der Präsentation, das Auftreten, unter Umständen sogar die Kleidung.

Ein überzeugender Gesamteindruck kann allerdings so manche Detailschwäche übertünchen.

Ein gar nicht so seltenes Konkurrenzverhältnis zwischen den Mitgliederinnen der Prüfungskommission beeinflusst gelegentlich das Geschehen.

Universitätsprofessoren sind auch nur Menschen und wollen zeigen, was sie können und eventuell, um wieviel besser sie sind als ihre Kolleginnen. Lassen Sie sie reden und ergänzen sie die Beiträge beizeiten. :)
 

 

Nützen Sie meine Erfahrungen.
Ich bereite Sie auf eine eindrucksvolle Defensio
und mögliche thematische und methodische Fragen der Kommission vor!